Church of Euthanasia

The One Commandment:
"Thou shalt not procreate"

The Four Pillars:
suicide · abortion
cannibalism · sodomy

Human Population:
SAVE THE PLANET
KILL YOURSELF




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CHRIS KORDA

Thank You For Not Breeding

IN DEN AUGEN UND OHREN VIELER ZEITGENOSSEN SIND DIE VON CHRIS KORDA POSTULIERTEN FORDERUNGEN SEINER ORGANISATION "CHURCH OF EUTHANASIA" NICHT NUR KÜHN, SONDERN VIELMEHR EINE UNGEHEUERLICHKEIT: EIN ANGRIFF AUF VERNUNFT, GEIST, SEELE, MORAL, GLÜCK UND FREIHEIT -- KURZ AUF ALLES, WAS UNS LIEB UND TEUER IST. ABER GENAU DARUM GEHT ES JA SCHLIESSLICH: ZUNEIGUNG KANN MENSCH SICH NUNMAL NICHT KAUFEN!

Seit 1995 leitet Reverend Chris Korda seinen eigenartigen Verein mit dem merkwürdigen Namen und begibt sich mit Aufklebern, Straßen-Aktionen, Demonstrationen, der Zeitung "Snuff It" und nicht zuletzt seiner Musik -- also mit Kommunikations-Experimenten auf allen möglichen und einigen unmöglichen Dada-Ebenen -- immer wieder bereitwillig ins Kreuzfeuer der Kritik. Und hinter diesem oberflächlichen Wahnsinn steckt -- tiefer betrachtet -- eine schon fast geniale Methode kognitiver Manipulation. Soweit ich das Church-Of-Euthanasia-Phänomen inzwischen beurteilen kann, das hierzulande mit seinen 1998 erschienenen 12"ers "Save The Planet Kill Yourself" und "Sex Is Good" erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde, gilt einmal mehr Dr. Timothy Learys Grundregel No.1: Think for yourself!

Daß das oftmals leichter gesagt als getan ist, leuchtet ein. Trotzdem oder gerade deswegen folgt hiermit mein Versuch die Philosophie von Chris Korda zumindest teilweise zu erklären. Ich muß es schließlich wissen: Nichts ist leicht, aber leicht hat's einen. Quod erat demonstrandum...DaDaDa. Bing-Bong.

MUMMY, WHAT WERE TREES LIKE?

Hand aufs Herz! Niemand kann heute noch abstreiten, daß es tatsächlich vorstellbar ist, daß Kinder ihren Eltern in nicht allzuferner Zukunft diese Frage stellen werden. Mensch bedenke, daß bereits jetzt viele humanoide Artgenossen die meisten Tier- oder Pflanzenarten nur aus dem Fernsehen, Büchern oder bestenfalls einem weit zurück liegenden Zoobesuch kennen. Natürlich, die Umweltschutzbewegung von WWF über Organisationen wie Greenpeace oder Robin Wood bis zu den zumindest in Europa aktiven politischen Grünen Listen haben in den letzten 30 Jahren (übrigens, das ist immerhin eine ganze Generation!) versucht, das kollektive Bewußtsein zu schärfen und mit Spendengeldern Gutes zu tun, aber was hat es bislang effektiv gebracht? Nicht viel, oder? Tatsächlich ist es doch so, daß da jemand dem Fahrer gesagt hat, daß wir auf einen Abhang zusteuern und sowohl Steuermann als auch Mitfahrer nach einer kurzen Schweigeminute einfach gebrüllt haben: "Na und? Gib Gas, ich will Spaß!". Und bitte schön, den sollen wir doch auch haben. Um für die Freiheit gegen einen Baum zu fahren, sind in Vietnam schließlich 100.000de gefallen. Und wenn schon, dann sterben täglich zwei, 'drei Tier und Pflanzen-Arten aus: Die Dinosaurier, Säbelzahntiger und Yetis sind auch ausgestorben und uns Menschen, der Krone der Schöpfung, hat das nichts ausgemacht: Im Gegenteil. Wir fühlen uns umso stärker, je mehr wir meinen die Natur fest im Griff zu haben. Lawinenunglücke? Hochwasser? Bodenerosion? Treibhauseffekt? Schmelzen der Polkappen? Saurer Regen? Hungerkatastrophen? Erdbeben? -- Na und? Solange ich meinen Job, meine Eigentumswohnung, Ehepartner und viele, viele Kinder habe, ist doch alles in Butter!

Chris Korda setzt genau da an: Einfach mal eine Frage stellen, das gute alte 'Was-wäre-wenn-Spiel' bis in die letzte Konsequenz durchspielen: Hardcore-Dada im Sinne von Hugo Ball und Konsorten. Schließlich sind die Paradoxe nicht von ihm selbst, er schafft es nur, in wenigen Worten verdammt komplizierte Zusammenhänge aufzuzeigen, die unseren Alltag bestimmen:

Nicht zuletzt die amerikanische Filmindustrie suggeriert, daß Amerika eine reichlich abgefahrene Wirklichkeit bietet. Daß aber in den Vereinigten Staaten das reale Leben von diversen, oftmals noch extremeren christlichen Sekten, die die römisch-katholische Kirche an Radikalität weit hinter sich zurück lassen, dominiert wird, kommt im Kino nie so richtig 'rüber. Aufmerksame Fernseh-Zuschauer dürften aber auch hierzulande gelegentlich Beiträge über die Art und Weise, wie dort auf der anderen Seite des Teichs die Abtreibungsdiskussion geführt bzw. mit Homosexuellen umgegangen wird, gesehen haben: Die Fraktion, die in unseren Breiten mit Ja-Zum-Leben-Aufklebern herumfährt und mal hin und wieder den Kopf schüttelt, wenn es heißt, Schwule und Lesben dürfen in Hamburg (fast) heiraten, geht in den Staaten mit Knüppeln auf gleichgeschlechtliche Paare los und prügelt sowohl Frauenärzte, die Abtreibungen durchführen, als auch Frauen, die abtreiben lassen. Christentum das mit Schwert und Flamme bekehrt, eigentlich ist das doch ein dunkles Kapitel aus dem finsteren Mittelalter, oder? Naja, nicht unbedingt. Dieser per se lebensfeindlichen Religion, die den Menschen das Jammertal irdischen Daseins mit der Aussicht auf ein paradiesisches 'Leben nach dem Tod' erklären will, sagt Chris Korda den Kampf an, indem er ihre Struktur formell durch Gründung einer eigenen Kirche und möglichst ähnlicher visueller als auch kommunikativer Methoden ad absurdum führt. Die Zeitung "Snuff It" ist insofern nichts anderes als der gute, alte Pfarrbrief, und die zahlreichen Aufkleber, von denen übrigens eine kleine, aber bestimmte Auswahl in diesem Text als Subtitles benutzt werden, versuchen die Auto-Aufkleber der Gegenseite zynisch, dann doch irgendwie humorvoll ins intellektuelle Aus zu manövrieren. Der eklatanle Widerspruch zwischen Homophobie und Schutz des ungeborenen Lebens wird brutal auf den Punkt gebracht: Welchen Wert -- liebe Pilgeiväter, Puritaner, Mormonen, Baptisten, Methodisten oder von mir aus Katholiken hat denn nun ein ungeborenes Kind, das später mal schwul oder lesbisch wird? Eine verdammt gute Frage. Auf noch bessere Art kann mensch das kaum formulieren.

REAL MEN WEAR SKIRTS

Chris Kordas Church Of Euthanasia hat sich zum Ziel gesetzt, die Balance zwischen den noch existenten Lebensformen und dem unzweifelhaft bis dato omni-destruktiven Menschengeschlecht zu unterstützen, zumindest aber das verhängnisvolle, längst etablierte Ungleichgewicht nicht weiter zu verstärken. Chris Korda macht kein Geheimnis daraus, daß er eine Schwäche für Frauenkleider hat: Er ist bekennender Crossdresser und warum auch nicht? Daß Frauen mit Hosen -- ehedem Symbole männlicher Beinkleider -- herumlaufen, schert niemand. Selbst AbtreibungsgenerInnen gehen in Jeans aus dem Haus; sobald aber Manner die ihnen innewohnenden, weiblichen Phantasien ausleben, um in sich selbst ruhend angenehmer durchs Leben zu wandeln, wird sofort ein Drama daraus. Das ist pervers.

Wann ist ein Mann ein Mann? Gute Frage, oft gestellt, hier erstmals kurz und bündig aus dem Handgelenk beantwortet. Denn nur so kann die von Frauen berechtigterweise eingeforderte Emanzipation greifbare Wirklichkeit werden: Erst wenn Männer Röcke tragen dürfen, werden Frauen Chefsessel wirklich besetzen können (are you positively sure about this, Venus -- Red). Dann werden keine Quolenreglungen mehr notwendig sein, denn das dann entstehende soziale Gleichgewicht wird die gesellschaftlichen Rollen-Verteilungen der Geschlechter in einem für beide Fraktionen erträglichen Maß Wie von Zauberhand in einen Zustand gleiten lassen, der alle befriedigen wird.

SMOKERS DO IT UNTIL THEY'RE DEAD

Obschon die Church of Euthanasia auf den ersten Blick den Eindruck machen möchte, eine verdammt lebensfeindliche Angelegenheit zu sein, ist genau das gegenteil der Fall: Chris Korda bittet die Menschen gesund zu leben, sich vernünftig zu ernähren und das Leben von Anfang bis Ende zu genießen. Aber er macht da keine genauen Vorschriften: Er selbst ist zwar Vegetarier, Nichtraucher und benutzt ausschließlich tierfreundliches Schminkzeugs, aber was die Church Of Euthanasia betrifft, gilt da de facto nur eine einzige Bedingung: Pflanze Dich nicht fort! Wer dennoch Kinder haben möchte, darf adoptieren. Sex macht Spaß, aber auch dem kann mensch absagen und sich in ein selbstauferlegtes Zölibat begeben, in dem lediglich streng-rituelle Masturbation gelegentliche Erlösung verschafft. Was auch immer...

Do watcha like but: Don't procreate (vielleicht irre ich mich, aber das hört sich fast so an, als ob du diesen Plumpaquatsch ernst nimmst -- Red)!

SAVE THE PLANET KILL YOURSELF!

Nochmal für Suizid-Gefährdete: Niemand wird von der CoE aufgefordert, sich das Leben zu nehmen (dankeschön, klasse -- Red). Im Gegenteil: Chris Korda will ob seiner eigenen Lebensfreude niemanden davon abhalten, dasselbe zu tun. Nur: Er hatte diesen Traum, in dem ihm Außerirdische erschienen und den Text für den Techno-Electro-Junk-Funk-Track zuflüsterten, der wiederum zunächst im Selbstverlag aufgelegt wurde, von DJ Hell in einem kleinen amerikanischen Plattenladen aufgetrieben wurde und besagten Hellmut Geier veranlasste, den ersten Kontakt zur Church Of Euthanasia zu suchen, zunächst zwecks profaner Lizensierung. Schließlich versteht der Hell was von guter Musik und erkennt sie, wenn er sie denn mal hört auf Anhieb. Und von Musik versteht der Multiinstrumentalist Chris Korda eine ganze Menge. Und seitdem der studierte Programmierer Korda seine eigene Sequenzer-Software entwickelt hat, kann er endlich die Kopfschmerzen, die ihm CuBase oder Logic bereitet haben, getrost ad acta legen und fast schon traumwandlerisch in Rekordzeit das Album einspielen, das für mich bereits das Album des Jahres 1999 ist: "Six Billion Humans Can't Be Wrong". Übrigens das erste Full-Time-Album auf dem bislang für kickende Disco-Maxis berühmt-berüchtigten International Deejay Gigolo-Outlet aus München.

It's Music For The Headstrong. Don't be afraid...

Venus23.

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