Church of Euthanasia

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Chris Korda — More Than Four (Chapelle XIV)

Du sollst dem Viervierteltakt nicht entsagen. So oder so ähnlich lautet das erste Gebot der Tanzsteintafeln, die Mose der Bibel nach auf dem Berg Sinai in Empfang nahm. Noch weitere neun Gebote folgen – die sparen wir uns aber mal. Der Vorsteher der Church Of Euthanasia, Chris Korda, wird sich bestimmt sehr freuen, diese (un-)biblische Referenz zu lesen. Sein neues Album More Than Four ist nämlich vom ketzerischen Versuch geprägt, gegen das erste Gebot zu verstoßen, wird jedoch an diesem Versuch scheitern. Chris Kordas öffentlicher Taktstatus lautet jedenfalls: Es ist kompliziert, dabei ist es doch eigentlich recht simpel.

In anderen Musikrichtungen ist die Taktvarianz gängige Norm. Auch und besonders innerhalb einzelner Stücke. Hier wird sich frei bewegt, die Zählart der Musik untergeordnet. Bei Techno bekanntlich undenkbar. Der Takt macht hier bekanntlich die Musik. Oder auch: if you can’t mix it, it is broke. Also alles andere besser mal sein lassen. Mit diesem Ansatz zu brechen, zeitweise in ziemlich radikaler Art und Weise, ist an sich nichts Revolutionäres.

Chris Korda nennt die Komponisten Terry Riley und Steve Reich als Referenzen, tut sich damit allerdings keinen Gefallen. Hört man nämlich More Than Four, wirkt das Album unnötig in die Länge gezogen. Das Taktexperiment mag zwar Spannung verheißen, täuscht aber Tiefe und Komplexität nur vor. Die miteinander kollidierenden, sich dann wieder voneinander lösenden Taktsignaturen, strapazieren leider zu schnell die Geduld der Zuhörer:innen. Statt wie Reich oder Riley anmutige Parabeln miteinander zu verweben, sind Chris Kordas Basteleien nur zittrige Funktionsgleichungen aus der Mittelstufe.

—Andreas Cevatli

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