Church of Euthanasia

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The Man Of The Future

Chris Korda

Geschrieben am 17. Juni 2003, 17:59
Autor: Jan Kedves

In der Rezension zu seinem letzten Album (“Six Billion People Can’t Be Wrong”, 1999) wurde Chris Korda im Intro als “gestörter Amerikaner” bezeichnet. Woher diese Störung rührt, wurde leider nicht beleuchtet. Natürlich fällt es leicht, Korda als Spinner abzutun: Der Mann tritt schließlich als Frau auf, er fordert mit seiner “Church Of Euthanasia” (www.churchofeuthanasia.org), die weitere Ausbreitung der Menschheit zu verhindern (mit Selbstmord, Abtreibung, Kannibalismus und Sodomie; warum wurde eigentlich nie Sterilisation in Erwägung gezogen?); er hat sich nackt im Krematorium Dachau fotografieren lassen und in einer trickreichen TV-Footage-Montage (“I Like To Watch”) die einstürzenden WTC-Tower als gigantische Penisse von Pornodarstellerinnen lecken lassen. Ganz klar: Der Mann hat den Schuss nicht mehr gehört. Wenn man es sich mal nicht ganz so einfach macht, dreht man den Spieß – frei nach Praunheims “Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt” – herum und fragt: 1.) in was für einer gestörten Welt wir leben und 2.) woher man wissen soll, wo es Grenzen gibt, wenn sich Leute wie Korda nicht an sie herantasten. Die Musik von “The Man Of The Future” steht dann allerdings auf einem ganz anderen Blatt: Das Album gibt sich keine Mühe, nach einer möglichen “music of the future” zu klingen. Die Sounds und Patterns, die Korda verwendet, sind mindestens zehn Jahre alt, klingen nach dünnem Happy-House, nach “Gipsy Woman”. Die Melodien sind simpel und biedern sich an. Korda weiß selbst: “This is cheese.” Das ist seine Interpretation eines Pop-Albums – music for the masses, gegen die er doch eigentlich ist. Wirklich schön, rein musikalisch gesehen, ist “Nothing”, ein eleganter Folksong, der aus dem trashigen Dance-Kontext komplett herausfällt, bei dem Korda Spinett spielt und den Gesang doppelt, bis es nach Simon & Garfunkel klingt. Wie das alles zusammenpasst? Gute Frage. Der Vorteil dieses Albums liegt in seiner Streitbarkeit. Unbestreitbar ist allerdings, dass Gigolo als Label viel facettenreicher ist als sein leidiger Electroclash-Ruf.

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